Göttinger Tageblatt, 26. 08. 2021
Deutschlandweit einmaliger Verein für Cyber-Sicherheit berät bei Hackerangriffen – 

Prävention und Sensibilisierung sowie Information stehen bei der neuen Göttinger Organisation im Fokus. Wie können sich kleine und mittelständische Unternehmen vor Cyber-Angriffen schützen? Zu diesem Thema hat sich nun der Verein für Cyber-Sicherheit Niedersachsen (VCS) in Göttingen gerundet. Die Mitglieder zu sensibilisieren und zu beraten, sei die Hauptaufgabe der gemeinnützigen Organisation, erläuterte der Vorsitzende Uwe Lührig bei der Vereinsvorstellung in der Sparkasse Göttingen. Deshalb stehe man in engem Austausch mit dem Landes- und Bundeskriminalamt, der Polizei und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, sagte der ehemalige Chef der Polizeidirektion Göttingen.
Initiiert wurde der Verein von Lührig, Gerd Lewin (Polizeivizepräsident der Polizeidirektion Göttingen), Heiko Keilholz (HKS Sicherheitsdienst) und Thomas Kuhl (Geschäftsführer derEuler&KuhlKG).
Den Vereinsmitgliedern, diese können sowohl Unternehmen wie auch Privatpersonen sein, wolle man die aktuellsten Informationen der verschiedenen Sicherheitsbehörden „mundgerecht“ zusammenfassen. Die Beratung sei ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Vereins. Denn die Cyber-Angriffe hätten in den vergangenen Jahren in beunruhigender Weise zugenommen. „Der Schaden, der 2020 allein in Deutschland durch Hackerangriffe entstanden ist, belauft sich auf 233
Milliarden Euro“, sagte Lührig. Und diese Statistik erfasse nur die Fälle, bei denen Anzeige erstattet wurde. „Die Dunkelziffer ist viel höher.““Es geht uns alle an“, sagte Sparkassen-Chef Rainer Hald. Jedes Unternehmen verfüge über sensible Informationen, die für Hacker lohnenswert seien. So beschäftige die Sparkasse ein „Heer an HackerExperten“, die rund um die Uhr Angriffe abwehren würden. „Die Cyber-Versicherung ist die Feuerversicherung des 21. Jahrhunderts“, verdeutlichte Hald den Umfang der kriminellen Attacken.
„Man kann den Schaden vermeiden und das Risiko minimieren“, auch wenn es keinen 100-prozentigen Schutz gebe, „man muss nur wissen, wie“, fügte er hinzu. Und da komme der Verein ins Spiel, der in dieser Form bundesweit einmalig sei. Der Mitgliedsbeitrag belauft sich auf fünf Euro pro Monat für Privatpersonen, Firmen zahlen zehn Euro. Zusätzlich sei der Verein, dessen Berater ehrenamtlich tätig sind, auf finanzielle Unterstützung angewiesen, sagte Lührig.
Vorsicht sei geboten. Jeder sei wohl schon einmal Ziel einer Cyber-Attacke gewesen, meinte Lührig. Sei es die Mail eines vermeintlichen Bekannten, der geschenkte USB-Stick oder gar das komplett vernetzte eigene Auto –
Vorsicht sei geboten. „Die digitale und analoge Welt sind nicht mehr voneinander zu trennen“, Kriminelle könnten die Tools für einen Angriff im Darknet kaufen -„wie im Supermarkt“, sagte er.
Die Polizei habe zwar eigene Cyber-Spezialisten, doch die könnten den täglichen Angriffen nicht allein Herr werden. Deshalb setze der Verein auf eine enge Zusammenarbeit mit den Behörden. In Deutschland seien im Vorjahr 320 000 Online-Delikte angezeigt worden, fasste Lührig zusammen. Die Dunkelziffer sei aber erheblich größer.
Die Angriffe reichten vom einfachen Datenausspähen über den Identitätsdiebstahl bis hin zu Lösegeldforderungen. Dabei könnten hohe Schäden durch Beeinträchtigungen des Betriebs oder der Produktion entstehen, zudem würde eine Schutzgeldzahlung an die Kriminellen nicht vor weiteren Forderungen schützen, so Lührig. Ein solcher Angriff könne existenzbedrohend sein, besonders für kleine Unternehmen. Deshalb wolle der Verein beraten und auch vermittelnd tätig werden. So könne nicht nur Kontakt zu IT-Experten hergestellt werden, auch Seminare sind geplant, um einfache Tricks aufzuzeigen, wie man sich und seine Daten schützen kann. Da manche Firmen bei einem Hackerangriff um ihre Reputation fürchten würden, könne über den Verein auch anonym Anzeige erstattet werden. Eine Website befindet sich derzeit im Aufbau, der Verein kann per E-Mail an
info@vcs-ev.de kontaktiert werden